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Der Spitalsfriedhof gehörte zum dem am nördlichen Ende der Maria-Theresien-Straße/Marktgraben gelegenen Stadtspital.
Schon 1320 erhielt das um 1300 bis 1307 in der Neustadt errichtete Heilig-Geist–Spital (heutiger Bereich am Nordende der Maria-Theresienstraße/Marktgraben) das Begräbnisrecht für Innsbrucker Bürger, obwohl der städtische Friedhof um St. Jakob erst 1509 wegen des Ausbaues der Hofburg aufgehoben wurde.
Der vergrößerte, sich hinter der Spitalskirche erstreckenden Bestattungsplatz wurde 1510 mit der vom Apotheker Rumler gestifteten Michaelkapelle an der Westseite des Spitalsfriedhofes geweiht. In den Folgejahren wurden entlang der Umfassungsmauer Arkaden mit Säulen aus Nagelfluh/Brecchie errichtet und die Kapelle aufgestockt, das obere Geschoß der Hl. Anna geweiht. Überliefert ist die Doppelkapelle als Veitskapelle.
Eine Erweiterung erfolgte 1576 Richtung Westen auf das heutige Adolf-Pichler-Platz Areal, 1742/43 bis zur Fallmerayer Straße, später auch in Richtung Süden auf der Fläche des heutigen Rathausareals und 1854, kurz vor Auflassung des Friedhofes 1856, noch einmal nach Westen bis zur Colingasse.
1869 werden die Veitskapelle und die Grabmäler geschliffen, und dort ein neuer Spitalstrakt (heute Westtrakt des Gymnasiums) errichtet, die Häuser an der Nord- und Westseite des Adolf-Pichler-Platzes erst um 1878. 1889 wird das Spital in den Neubau im Westen der Stadt verlegt die alten Spitalsgebäude werden 1890 zur Realschule – heute Bundesrealgymnasium Innsbruck.
Die vielen Bauarbeiten für Häuser und Turnhalle, die Errichtung des Denkmalsockels und der 470 m² umfassenden unterirdischen Löschwasserbehälter sowie Bombentrichter während des II. Weltkrieges, die Anlage der Straßen und Kanalisation, haben den ehemaligen Friedhof und seine Grablegen stark beschädigt.
Im Jahre 2000, im Zuge der Rathauserneuerung inklusive Tiefgaragen- und Hotelerrichtung konnten Teile des noch übrigen Gräberfeldes und Bestattungsreste archäologisch befundet und geborgen werden.
Die archäologische Ausgrabung am ehemaligen Spital- und Stadtfriedhof, die aus politischen und ökonomischen Gründen sehr unter Zeitdruck stand, erfasste 444 Gräber und mehrere Ossuarien. Ein Teil der Skelette konnte aus Zeitgründen nur geborgen, aber nicht dokumentiert werden, einige mussten direkt aus der Baggerschaufel geklaubt werden, circa 300 bis 400 Skelette des Gräberfeldes sowie Ossuarien wurden mit Baumaschinen unwiederbringlich zerstört und entfernt und konnten deshalb auch nicht weiter wissenschaftlich bearbeitet werden. Die Skelette sind nun in einem Sammelgrab am Innsbrucker Westfriedhof beigesetzt, die Funde harren noch einer wissenschaftlichen Bearbeitung.
Die Gräber lagen dicht beisammen, viele Grabschächte wurden mehrfach belegt und zeugten von einer intensiven Nutzung des Friedhofes. Die Hauptbelegung des archäologisch erfassten Friedhofteiles erfolgte nach 1785. Der älteste Teil des Friedhofes direkt an der Spitalskirche war schon unter Kaiser Joseph II. aufgelassen worden und wurde bei der Errichtung des Gymnasiums vollkommen zerstört, sodass keine Funde aus der Frühzeit der Friedhofsbelegung wissenschaftlich erfasst werden konnten.
Die Gräber folgten dem christlichen Grabbrauchtum, gestreckte Körperlage nach Osten ausgerichtet. Die meisten Skelette waren in einem ausgezeichneten Zustand, nur wenige zeigten auf Grund von ungünstigen Bodenbedingungen Zerfallserscheinungen. Eisennägel, Griffe und Beschlage in Kreuzform belegen die Bestattung in Särgen. Lose darüber liegende Knochen dürften von früheren Bestattungen stammen, die aus- und wieder zurückgeschaufelt wurden
Circa 75 Rosenkränze, 70 Pilgermedaillien, 60 Kreuze, Münzen, Bekleidungsreste, Sargholzstücke, Schmuck und persönliche Gegenstände wurden gefunden und sind im Innsbrucker Stadtarchiv gelagert und konnten aus Geldmangel bis heute keiner wissenschaftlichen Bearbeitung zugeführt werden.
Die anthropologische Felddokumentation der ersten 200 Skelette wurde vom Institut für Anatomie der Universität Innsbruck durchgeführt und ist bis heute unpubliziert, weitere 189 Skelette konnten von George McGlynn und Alexander Zanesco ebenfalls nur in einer Felddokumentation untersucht werden, da der finanzielle Rahmen beschränkt war. Die Stadt Innsbruck ließ die Skelette am Innsbrucker Westfriedhof beisetzen.
Die meisten der untersuchten Skelette stammen wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und zeigen Merkmale von schwerer physischer Belastung, wie Wirbelveränderungen und degenerative Gelenkserkrankungen der Extremitätenknochen, Infektionserkrankungen, Verletzungen, sowie Erkrankungen des Zähne, hervorgerufen durch kariogene Nahrungsmittel und mangelnder Mundhygiene. Die Erwartung, Opfer der kriegerischen Auseinandersetzungen des frühen 19. Jahrhunderts zu finden, wurde nicht erfüllt. Die anthropologische Untersuchung konnte aber zeigen, dass viele Skelette Schnittspuren von Skalpellen aufwiesen und von Amputationen und Trepanationen zeugten. Diese Spuren stammten wohl nicht von therapeutischen Maßnahmen sondern von der Einübung von Operationstechniken durch Medizinstudenten und Chiurgen, sowie von Autopsien.
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